Zentrum für Familienpsychiatrie und -psychotherapie Niedersachsen GmbH iGr .
Das Zentrum für Familienpsychiatrie und -psychotherapie GmbH (ZFPPs) bietet integrierte, bindungsorientierte tagesklinische Akuttherapie gleichwertig für psychisch kranke Kinder mit Eltern und/oder psychisch kranke Eltern mit Kindern an. Das Angebot richtet sich besonders an psychisch kranke Kinder mit psychisch kranken Eltern und umgekehrt (d.h. sowohl Eltern als auch Kinder sind Symptomträger in der Familie). Dabei bedingen die Erkrankungen von Eltern und Kind(ern) sich in der Regel nicht linear gegenseitig, d.h. es ist nicht klar zu sagen, dass die Erkrankung der Eltern ursächlich für die des Kindes ist oder umgekehrt. Vielmehr interagieren die Erkrankungen von Eltern und Kind über komplexe Wechselwirkungen und verstärken sich im Verlauf oft gegenseitig.
Integrierte Aufnahme- und Therapiemöglichkeiten im Eltern-Kind-Setting sind deutschlandweit erst in wenigen Kliniken innerhalb des gesetzlichen Versorgungssystems etabliert. Eine integrierte Therapie von Eltern und Kindern ist damit schon Teil des Leistungskatalogs der GKV, die Nachfrage übersteigt die gegenwärtigen Angebote jedoch um ein Vielfaches. Der Behandlungsfokus im ZFPPs für ein Eltern-Kind-Paar bzw. eine Familie ist dreigeteilt und liegt auf der Erkrankung des Elternteils, der Erkrankung des Kindes UND intensiv auf der Interaktion, Beziehung und Bindung. Psychisch kranke Kinder, insbesondere wenn eine Bindungsstörung als Diagnose oder subklinisch eine gestörte Bindung besteht, haben häufig Eltern, die ebenfalls psychisch krank sind. Bindungstraumata werden, wahrscheinlich u.a. über eine (zumindest zeitweise) gestörte Fähigkeit der Eltern, sich ins Denken und Fühlen ihrer Kinder hineinzuversetzen („gestörte Mentalisierung“) oft transgenerational weitergegeben. Eine solche Konstellation geht sehr häufig mit „parentaler Hilflosigkeit“ einher, d.h. Eltern erleben sich in ihrer Elternrolle als wenig wirksam und fühlen sich hilflos. Dadurch stehen sie für ihr Kind nicht mehr uneingeschränkt als sicherer Bezugs- und Orientierungspunkt zur Verfügung, was die Verhaltensschwierigkeiten beim Kind verstärkt. Dies trägt zur Aufrechterhaltung der psychischen Störungen bei Eltern und Kind bei. In herkömmlichen Settings wird der Erfolg therapeutischer Interventionen bei Säuglingen und Kindern bis ins frühe Schulalter daher oft durch psychische Störungen der Eltern limitiert. Bindungssicherheit lässt sich durch therapeutische Interventionen verbessern, und eine sichere Bindung ist einer der wichtigsten protektiven Faktoren für eine gesunde psychische Entwicklung. Integrierte bindungsorientierte Therapie für psychisch kranke Eltern und Kinder wird bisher kaum angeboten.
Träger des ZFPPs ist die Zentrum für Familienpsychiatrie und -psychotherapie gGmbH. Das ZFPPs arbeitet als Tagesklinik für Familien. Im Allgemeinen werden Eltern-Kind-Paare oder Familien aufgenommen, der jeweils andere Elternteil kann außerdem an ausgewählten Therapiebausteinen (z.B. Familientherapie, Gruppentherapie) teilnehmen. Besonders geeignet ist das Angebot, wenn Eltern und Kinder psychische Erkrankungen haben. Gesunde Elternteile oder Kinder/Geschwister können als Begleitpersonen aufgenommen werden. Es können auch beide Elternteile neben dem Kind als Patienten aufgenommen werden, wenn das medizinisch erforderlich ist, ebenso können mehrere Kinder (als Patienten oder Begleitpersonen) aufgenommen werden. Die Aufnahme vollständiger Familien oder von 3 Generationen (Großeltern(teil), Eltern(teil), Kind(er) ist bei Bedarf ebenfalls möglich.
Das ZFPPs bietet eine teilstationäre Aufnahme für Eltern-Kind-Paare oder gesamte Familien bei interaktionsbezogenen Störungsbildern an, in denen sich dysfunktionale Verhaltensweisen auf Grund seelischer Erkrankungen manifestiert haben. Die Diagnosespektren umfassen dabei von der ICD-Diagnose her im Wesentlichen die kompletten Behandlungsspektren der beiden Indikationsgebiete Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie sowie Psychiatrie und Psychotherapie. Eine Aufnahmeindikation erfordert jedoch jenseits der ICD-Diagnose interaktionelle Schwierigkeiten zwischen Eltern und Kind(ern), die die psychische Symptomatik von beiden zumindest mit aufrechterhalten oder weiter verschlimmern. Somit wendet sich das therapeutische Angebot des ZFPPs trotz breitem Indikationsspektrum nicht an alle Patienten mit den genannten Störungsbildern, sondern stellt ein Spezialangebot dar für die Patienten, bei denen interaktionelle Schwierigkeiten zwischen Eltern und Kindern eine wichtige pathogenetische Rolle bzgl. ihrer psychischen Erkrankung spielen. Dies ist häufig der Fall, wenn sowohl Eltern als auch Kind(er) unter klinisch ausgeprägten psychischen Erkrankungen leiden.
Diagnosespektrum Eltern: Depressionen und andere affektive Störungen, Anpassungsstörungen, Angststörungen, Zwangsstörungen, somatoforme Störungen, posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS), Persönlichkeitsstörungen sowie Störungen aus dem schizophrenen Formenkreis (jenseits der Akutphase).
Diagnosespektrum Kinder: Psychische oder psychosomatische Erkrankungen, Kommunikations- und Interaktionsstörungen (z.B. emotionale Störungen, Verhaltensstörungen, Angst, Depressivität, Zwang, Schulstörungen, Schulvermeidung mit Trennungsangst, somatoforme Störungen, frühkindliche Regulationsstörungen wie Fütter- oder Schlafstörungen, „Schreibabys“ etc.).